Sommer-Sole und ein Jubiläum



Auf den Tag genau heute vor zwei Jahren habe ich zum ersten Mal (reichlich schüchtern und vorsichtig) den Püri geschwungen und meine allererste Seife gesiedet.
24 Monate und knapp 180 Chargen später fühlt es sich an, als ob es gerade erst letzte Woche gewesen wäre. Es war aber auch verdammt aufregend! 😎

Der Weg hin zur ersten Seife verlief für mich nicht ganz geradlinig, obwohl ich immer schon eine heimliche Leidenschaft für die hübschen, duftenden Seifenstücke an Marktständen oder in kleinen, feinen Seifen-Lädchen hatte. 😍
Ein winziges Seifen-Bestell-Suchtproblem war auch damals schon im Ansatz vorhanden - ich konnte ja nicht ahnen, welche Ausmaße eine "richtige" Seifen-Sucht annehmen kann. 😅

Der ursprüngliche Plan Anfang 2016 war jedoch zunächst, Lippenpflege, Badebomben, Körperbutter und Co. zu selbern, getrieben von dem Wunsch, in meiner Freizeit auch mal etwas anderes zu machen als Musik.
Das Seifensieden hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Schirm; ich wusste ja noch nicht mal, dass man Seifen überhaupt selber und in der eigenen Küche herstellen kann.

Es folgte die Aufnahme in ein oder zwei DIY-Naturkosmetik-Gruppen bei Facebook und da waren sie - wunderschöne, handgesiedete Seifen mit tollen Inhaltsstoffen, in fantastischen Formen und Farben und es war um mich geschehen. 😍
Ich hätte mir die Bilder stundenlang angucken können und war schwer beeindruckt und total verzaubert. 💖

Erste Gedanken ans Selbersieden wurden jedoch schnell wieder verworfen, nachdem ich von der Lauge gelesen hatte. 🙈
Das schien mir so gar nicht mein Ding zu sein und jawoll, ich oute mich hiermit als eine der Fraktion Zugehörigen, die mit der Frage "geht das auch ohne die gefährliche Lauge?" wohl schon den ein oder anderen geduldigen, erfahrenen Hasen in den Seifenforen an den Rand der Verzweiflung getrieben haben. 😌 An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an all die Seifensieder da draußen, die geduldig jede Anfängerfrage beantworten und den Neulingen mit vielen guten Ratschlägen zur Seite stehen und unter die Arme greifen. 💕🌹

Nach der klaren Ansage, dass man ohne Natronlauge keine richtige Naturseife herstellen kann, habe ich die Idee zwar offiziell erstmal wieder ad acta gelegt, mir aber dennoch wie ferngesteuert zwei Bücher zu dem Thema bestellt, viel gelesen und weiterhin schmachtend die tollen Seifen im Internet bewundert... - und irgendwie kam dann eins zum anderen und war letztlich doch nur eine Frage der Zeit. Ich war bereits massiv angefixt. 😂

Als der große Tag nach ausgiebiger Lektüre zum Thema, unzähligen YouTube-Videos und intensivem Mitlesen in den Seifenforen schließlich näher rückte, hätte ich fast im letzten Moment noch gekniffen. Nach zwei schlaflosen Nächten bin ich geschlagene zwei Stunden um die Küche herumgeschlichen und konnte mich einfach nicht überwinden, die Lauge anzurühren.
Erwähnte ich bereits, dass ich eher der überübervorsichtige Typ bin? 🙈
Ich glaube, ich habe damals die komplette Küche ausgeräumt und wirklich alle Ablageflächen (auch die nicht benötigten!) mit Zeitungspapier ausgelegt und hatte schon eine halbe Stunde, bevor es losging, Schutzbrille, Handschuhe und Mundschutz angelegt. Dass ich nicht schon die Nacht zuvor in Schutzkleidung verbracht habe, grenzt an ein Wunder. 😂😂😂🙈🙊


Meine ersten beiden Seifen habe ich nach Rezepten aus dem Buch "Naturseifen selbst sieden" von Ingeborg Josel gesiedet. Heute bin ich froh darüber, von beiden jeweils ein Stück aufbewahrt zu haben. 😉

"Olivenölseife, verfeinert" und "Ringelblumenseife" nach Ingeborg Josel

Das eigentliche Sieden hat reibungslos funktioniert, aber ich glaube, ich habe vor lauter Aufregung an dem Tag zwei Kilo verloren und war nach stundenlangem Saubermachen der Küche (sicher ist sicher! 😅) davon überzeugt, dass ich das nicht wiederholen würde - viiiiel zu gefährlich und aufwendig!
Zwei Tage später habe ich wieder die Küche ausgeräumt und der Rest ist Geschichte. 😄

Krumm und schief sind sie geworden, meine Erstlinge, und voller Luftblasen, die Olivenölseife wurde braun durch die rosa Tonerde, aber damals fand ich sie trotzdem wunderschön und war stolz wie Oskar. 😊

Die Vorfreude beim Ausformen ist bis heute ungetrübt und jedesmal riesig, zum Glück haben sich aber ein paar andere Faktoren mittlerweile verändert.
So wiege ich z.B. das NaOH immerhin nicht mehr mit zitternden Händen ab (ist auch besser so! 😎) und brauche auch keine 4 Stunden mehr für eine Seife und das Aufräumen nach dem Sieden (ich räume übrigens auch nicht mehr die komplette Küche leer! 😂🙈)

Auch haben meine Prioritäten sich verschoben. Während ich anfangs wohl alles für einen tollen Swirl gegeben hätte, sind mir mittlerweile die eher schlichten Seifen meistens lieber; ich bin fauler gemütlicher geworden und muss nicht mehr jeden ausgefallenen Seifen-Trend mitmachen, sondern nur noch jeden zweiten. 😜

Ich liebe feste, milde, duftende und gut schäumende Seifchen und so habe ich zum 2jährigen Siedejubiläum eine meiner Lieblingsseifen aus dem vergangenen Jahr nachgesiedet.


Auf den ersten Blick kommt das Rezept recht unscheinbar daher und ursprünglich war die Rasante Ringelblume auch "nur" eine Test-Seife im Rahmen meiner ersten HTCP-Versuche, hat sich jedoch mit der Reifezeit zu einem großen Favoriten in meinem Seifenregal gemausert.
Ich liebe die Haptik, die Farbe, den Schaum und der Duft nach Orangenblüten und Kräutern ist sowas von weit vorne in meinem olfaktorischen Ranking, dass ich ihn in der aktuellen Variante möglichst genau versucht habe, nachzubauen, obwohl ich mir die exakten Mischungsverhältnisse der ätherischen Öle in meinen Duftzusammenstellungen schändlicherweise nie notiere. 🙈😁


Die inneren Werte meiner sommerlichen "2-Jahre-Seifensucht"-Soleseife:
25% Olivenöl, 25% Rapsöl (Ringelblumen-Mazerat), 10% Sonnenblumenöl ho, 25% Kokosöl nativ und 15% Illipe Butter
ÜF: 15%
Flüssigkeitsmenge: 30% bezogen auf die GFM (Meersalz-Sole als Laugenflüssigkeit)
Zusätze auf 500g GFM: 1EL Sanddornfruchtfleischöl
Duft: ätherische Öle Neroli (Orangenblüte) naturidentisch, Orange, Rosmarin, Salbei
Merkmale/Herstellungsart: 90/10-Mischverseifung, HTCP

Wie immer habe ich hauptsächlich Bio-Öle verseift und außerdem die Illipe Butter, die ich zwar noch nicht oft verwendet habe, aber ganz toll in der Seife finde. 😊
Es handelt sich um eine weiche, feuchtigkeitsspendende Butter, die durch ihren hohen Gehalt an Stearinsäure den Schaum stabilisiert.
Ihre Verseifungszahl ist 0,132.

Die leuchtend gelbe Farbe verdankt die Seife dem enthaltenden Ringelblumen-Mazerat, aber vor allem dem Bio-Sanddornfruchtfleischöl, welches zum Schluß in den Seifenleim eingerührt wurde.
Gepaart mit dem herrlichen Duft macht diese Seife bei den momentanen Außentemperaturen einfach gute Laune und ich freu mich schon sehr darauf. 😁


Erklärung der Abkürzungen


Edit: Mittlerweile habe ich das Rezept etwas verändert und finde es jetzt noch toller. 😊
Die Neuauflage findet Ihr hier.

Beliebte Posts