Kleiner Seifen-Crashkurs: Sole- und Salzseifen



Sole- und Salzseifen sind ein wahrer Segen und eine Wohltat für empfindliche und problematische Haut. Das enthaltene Salz wirkt antiseptisch und feuchtigkeitsregulierend auf die Haut und fördert die Durchblutung.
Diese Seifen werden gerne bei Neurodermitis, Schuppenflechte und auch unreiner Haut eingesetzt und tun einfach gut! 💖

Sole-Seifen

Für eine Soleseife wird die Lauge statt mit schnödem Wasser mit einer Salzlösung ( = Sole) aus destilliertem Wasser und einem Salz Eurer Wahl angerührt. 
Hierbei ist oft von gesättigter Sole die Rede.

Gesättigte Sole

"Gesättigt" bedeutet, dass das Wasser soviel Salz enthält, wie es aufnehmen kann.

Eine gesättigte Sole besteht chemisch betrachtet zu 26% aus Salz und zu 74% aus Wasser.
Das heißt, dass 100g Sole 74g Wasser und 26g Salz enthält.

Ich möchte Euch hier drei Methoden vorstellen, wie Ihr eine gesättigte, bzw. annähernd gesättigte Sole herstellen könnt.


Methode Nr. 1:
Wenn Ihr von einer bestimmten Wassermenge für Eure Seife ausgeht und die benötigte Salzmenge für eine gesättigte Sole ausrechnen wollt, müsst Ihr Eure Wassermenge durch den Wert 74 teilen und das Ganze dann mit dem Wert 26 multiplizieren.

Wassermenge : 74 x 26 = benötigte Salzmenge
Salz + Wasser = Sole

Ich muss gestehen, dass ich diese Methode selber nie anwende (dazu später mehr), da ich festgestellt habe, dass sich die 26% Salz nur sehr schwer und extrem langsam im Wasser lösen.


Methode Nr.2:
Ihr errechnet die benötigte Salzmenge für eine zumindest annähernd gesättigte Sole, indem Ihr Eure Wassermenge durch 3 teilt.

Wassermenge : 3 = benötigte Salzmenge
Salz + Wasser = Sole


Methode Nr.3: 
Ihr könnt Euch die ganze Rechnerei und Abwiegerei ersparen, indem Ihr einfach 2-3 Fingerbreit Salz in eine Glasflasche gebt und die Flasche mit (optimalerweise leicht erwärmtem) destilliertem Wasser auffüllt. 😉


Das Wasser wird nach ein paar Stunden die maximale Menge an Salz aufgenommen haben (der Rest Salz bleibt am Boden der Flasche zurück) und fertig ist die gesättigte Sole. 😎 
Hiervon entnehmt Ihr die gewünschte Menge fürs Anrühren der Lauge und könnt die Flasche danach immer wieder mit Salz und Wasser auffüllen. So habt Ihr immer einen Sole-Vorrat zur Hand, wenn Ihr ihn braucht und müsst nicht vor dem Sieden ewig warten, bis das Salz sich im Wasser gelöst hat.

Beim Abwiegen der Sole solltet Ihr darauf achten, die Flüssigkeit (ohne die am Boden der Flasche verbleibenden Salzkörnchen) von oben abzuschütten oder zu sieben, damit kein ungelöstes Salz in der Lauge landet.

Das Sole-Gewicht

Wie Ihr in folgendem Rechenbeispiel seht, müsste beim Abwiegen der nach Methode 3 vorbereiteten Sole korrekterweise das Eigengewicht des im Wasser gelösten Salzes mitberechnet werden.

Wassermenge : 0,74 = benötigte Sole-Menge zum Anrühren der Lauge

Ich persönlich lasse diesen Umstand unberücksichtigt und wiege, wenn ich zum Beispiel 150g als Flüssigkeitsmenge eingeplant habe, kurzerhand 150g meiner Sole (oder für eine leicht verdünnte Salzlösung z.B. 130g Sole und 20g destilliertes Wasser) ab, auch wenn die Seife dann letztendlich weniger Flüssigkeit enthält.
Diese Herangehensweise ist zwar nicht ganz exakt, aber ich bin bisher gut damit gefahren, es ist unkompliziert und etwas weniger Flüssigkeit schadet der Seife in der Regel nicht. 😉

Wer wissen möchte, wieviel Wasser seine Sole denn nun tatsächlich enthält, multipliziert das Solegewicht mit 0,74.

Beispiel (ausgehend von einer komplett gesättigten Sole):
150g Sole x 0,74 = 111g Wasser

Sole-Vorrat

Bitte beachten!

Damit das NaOH sich in der Sole vollständig lösen kann, solltet Ihr bei diesen Seifen die Flüssigkeitsmenge zum Anrühren der Lauge nicht allzu weit reduzieren.
Eine Flüssigkeitsreduktion ist bei Sole-Seifen allerdings sowieso nicht wirklich nötig, da diese Seifen in den allermeisten Fällen auch mit 30-33% Sole als Laugenflüssigkeit (bezogen auf die Gesamtfettmenge) schön fest werden. 😊

Im Falle einer Reduktion sollte die Lauge, um das NaOH auflösen zu können, allermindestens im Verhältnis 1:1,4 (NaOH:Sole) angerührt werden.

NaOH-Menge x 1,4 = Sole zum Anrühren der Lauge

Wenn Ihr zum Beispiel 60g NaOH mit 84g Sole anrührt, enthält diese ca. 62g Wasser, was gerade eben zum Lösen des NaOH ausreicht.
Die Differenz zur Gesamtflüssigkeitsmenge könnt Ihr z.B. durch Milch oder andere flüssigkeitshaltige Zutaten ersetzen, die später zusätzlich in den Seifenleim eingerührt werden (mehr darüber könnt Ihr hier nachlesen).

Sole-Lauge wird übrigens schneeweiß, nicht erschrecken. 😁

Sole-Lauge

Es kann vorkommen, dass das NaOH durch den hohen Salzgehalt einer gesättigten Sole etwas schwieriger aufzulösen ist. In diesem Fall solltet Ihr wirklich gründlich und lange rühren und die Lauge auf jeden Fall durch ein Sieb zu den Fetten geben.
Außerdem ist es dienlich, die Lauge möglichst warm werden zu lassen, da dies die Lösungsfähigkeit erhöht (ich gebe hierfür das NaOH zügig zur Flüssigkeit).
Wenn die Lauge abkühlt, kann es passieren, dass sich eine Art weißer Schlamm am Boden absetzt. Hierbei handelt es sich um Salz, das ausfällt.

Alternativen

Für alle, denen das nicht geheuer vorkommt, sei ausdrücklich gesagt, dass eine gesättigte Sole kein absolutes Muss ist und Ihr auch mit einer verdünnten Salzlösung durchaus schöne Ergebnisse erzielen könnt. 😉
Wer auf Nummer sicher gehen will, was die Lösungsfähigkeit betrifft, verzichtet auf eine voll gesättigte Sole und wählt eine etwas niedrigere Salzkonzentration im Wasser.

Hierfür könnt Ihr die Lauge zum Beispiel mit zwei Teilen gesättigter Sole und einem Teil destilliertem Wasser anrühren (Beispiel für 150g Laugenflüssigkeit: 100g Sole und 50g Wasser).

Oder Ihr stellt eine 1:1,1-Lauge mit destilliertem Wasser her und gebt die fehlende Flüssigkeitsmenge in Form von gesättigter Sole später zum Seifenleim.
Es wird trotzdem eine tolle Seife. 😊

Lauge 1:1,1 mit Sole als spätere Zugabe zum Seifenleim

Ein weiteres beliebtes und sehr gängiges Mischungsverhältnis für eine stattliche Sole-Seife ist 26g Salz auf 100g Wasser.

26g Salz auf 100g Wasser

Wie Ihr seht, führen viele Wege zur Sole. 😁

Nach dem Abkühlen der Fette/Öle und der Lauge wird die Seife auf die gewohnte Art und Weise weiterverarbeitet. 


Salz-Seifen

Bei der Herstellung einer Salzseife wird etwas anders vorgegangen. 
Hierbei kommt das Salz nicht über die Lauge in die Seife, sondern wird in den bereits leicht zeichnenden Seifenleim eingerührt.

Die Einsatzmenge: 25-300% bezogen auf die Gesamtfettmenge!!!

Für alle, die jetzt stutzen: Ja, es stimmt. Ihr könnt bis zu 3kg (!) Salz auf 1000g GFM einsetzen. 😎
Ich finde das ziemlich abgefahren. 
Der empfohlene Mittelwert liegt bei 100% Salz, d.h. Ihr rührt auf 1000g GFM 1000g Salz ein. 

Das Salz wird ganz zum Schluss nach und nach von Hand in den emulgierten Seifenleim eingerührt und dann solltet Ihr die Seife auch recht zügig in die Formen füllen, damit das Salz sich nicht am Boden absetzt. 
Für Salzseifen nehmt Ihr am besten feinkörniges Salz, damit die Seife später nicht zu kratzig wird. 



Allgemeines zu Sole- und Salzseifen

Im Prinzip könnt Ihr jedes Seifen-Rezept zur Herstellung einer Sole- oder Salzseife verwenden. Aber! 😜
Salz ist ein Schaum- und Duft-Hemmer. Das heißt, dass Ihr sowohl für Sole- als auch Salzseifen den Anteil der Schaumfette in Eurem Rezept erhöhen und diese mit Schaumverstärkern wie Rizinusöl und z.B. Stärke oder Zucker unterstützen solltet. 
Dies gilt ganz besonders für Salzseifen.
Während für Sole-Seifen in der Regel um die 30% Schaumfett und ggf. etwas Rizinusöl als Schaumbooster ausreicht, darf der Schaumfettanteil in einer Salzseife gerne ab 40% aufwärts liegen.
Hier wird zusätzlich oftmals Lanolin (Wollwachs) zur Unterstützung des Schaums eingesetzt.
Eine weitere Möglichkeit, dem Schaum einer Salzseife auf die Sprünge zu helfen, sind Mischverseifungen.
Auch die Duftmenge solltet Ihr gegebenenfalls anpassen, falls Ihr die Seife beduften wollt. 
Da ich diese Seifen hauptsächlich als Gesichtsreinigungsseifen nutze, bleiben sie bei mir einfach unbeduftet. 😉

Sole- und vor allem Salzseifen werden sehr hart und können beim Schneiden bröckeln. 
Sehr erfahrene Sieder schneiden sie im noch warmen Zustand, aber dafür braucht man definitiv ein gutes Gefühl für das richtige Timing, deshalb empfehle ich Euch die Verwendung von Einzelformen für diese Seifen. 

Da sie sich, wie eben erwähnt, mit dem Schäumen etwas schwertun, ist es förderlich, Sole- und vor allem Salzseifen länger reifen zu lassen (mindestens 8 Wochen). Sie werden dann außerdem milder zur Haut. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie insgesamt deutlich besser werden, je älter sie sind und deshalb lasse ich persönlich Salzseifen mindestens 6 Monate reifen.
Übrigens empfiehlt es sich bei Sole und Salz, diese Seifen höher zu überfetten (ab 12% aufwärts), damit sie ihre milde Pflege optimal entfalten können. 💜

Sole- und Salzseifen eignen sich nicht für das OHP-Verfahren. Man hört ab und zu von Fällen, bei denen es wider Erwarten gut gegangen ist, ich würde es aber nicht drauf anlegen wollen. 😏
Für eine Salzseife kann man nach dem Verseifungsprozess im Backofen das Salz unterrühren, ich habe aber keine Kenntnis darüber, ob daraus wirklich schöne Salzseifen entstehen. 

Welche Salz-Sorte Ihr für die Seifen verwendet, ist Euch überlassen. Ich nehme gerne Meersalz oder Himalaya-Salz. 😊
Totes Meer Salz eignet sich aufgrund seiner stark hygroskopischen Eigenschaften nicht für die Herstellung von Salzseifen. Es gibt Berichte über gummiartige, nicht schäumende Ergebnisse und das muss ja nicht sein. 😜
Auch von Bittersalz/Epsomsalz wird abgeraten.

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