A la Aleppo



Letzte Woche hatte mich die Grippe so dermaßen heftig erwischt, dass an Seifeln nicht zu denken war und ich noch nicht mal die Energie hatte, vor meinem Reiferegal herumzulungern, was ich normalerweise liebend gerne zur Entspannung praktiziere. Andere machen Yoga oder meditieren, ich hänge vor dem Regal rum und streichele Seifen... - das kann man auch keinem erzählen. 🙈😂


Um der Sucht trotzdem gerecht zu werden, habe ich, sobald ich wieder etwas fitter war, eine schnelle, einfache Seife im Aleppo-Stil gesiedet, die sowieso schon lange überfällig war und nicht zu viel abverlangt. Das war zumindest der Plan. 😅


Wie die Mardin ist auch die Aleppo-Seife ein traditionsreicher Seifen-Klassiker und wird bereits seit Jahrhunderten in der Gegend um die Stadt Aleppo in Syrien hergestellt.

Bei dem weltberühmten Original handelt es sich um eine Kernseife aus Olivenöl und fettem Lorbeeröl, die tagelang bei hohen Temperaturen und unter Zugabe von Wasser und Soda-Asche über riesigen Bodenkesseln "gekocht" wird - ein aufwändiges und uraltes Handwerk, das in unseren Hobby-Seifenküchen wohl kaum machbar wäre, aber nichtsdestotrotz lässt sich auch mit unseren bescheidenen Mitteln ein zumindest ähnliches und keineswegs minderwertigeres Naturprodukt zaubern. 😊


Die inneren Werte meiner Aleppo-Version:

55% Olivenöl, 35% fettes Lorbeeröl, 10% Rizinusöl
ÜF: 15%
Wassermenge: 20% bezogen auf die GFM
Zusätze auf 800g GFM: 1EL Kartoffelstärke als Schaumhelferlein
Herstellungsart: HTCP


Dem fetten Lorbeeröl (nicht zu verwechseln mit ätherischem Lorbeeröl) wird eine antibiotische, rückfettende und lindernde Wirkung bei Akne, Ekzemen und allerlei anderen Hautproblemen nachgesagt.

Es kommt leuchtend dunkelgrün und stark krautig duftend daher und ist für die grüne Farbe und den sehr intensiven, würzigen Eigengeruch der Seife verantwortlich.
Der Geruch ist schwer zu beschreiben und definitiv Geschmackssache.
Einige Sieder nehmen dabei Reißaus, ich mag ihn jedoch; er erinnert mich irgendwie an früher, als wir im Reitstall den Pferden die Hufe mit Lorbeerfett eingeschmiert haben.


Noch nicht ganz wiederhergestellt und immer noch etwas schlapp von der Grippe hatte ich eigentlich erwartet, dass diese Seife ein Spaziergang werden würde... - und habe wieder mal Demut lernen müssen, denn Seife macht immer, was sie will und diese Seife wollte so rapide andicken, dass ich sie nur mit Glück noch einigermaßen glatt in die Form bekommen habe. 🙈
Da fragt man sich doch manchmal echt, was das soll... 😳😂


Mit dem Ergebnis bin ich trotzdem mehr als zufrieden. Sie ist so fest und glatt, dass sie an den Außenseiten sogar etwas glänzt, der Duft ist "typisch Aleppo" und auch etwas Schaum konnte ich ihr beim ersten Anwasch-Test schon entlocken.

Die Aleppo-Seife profitiert von einer langen Reifezeit, das heißt, dass ich ihr allermindestens 6 Monate gönnen werde, aber wahrscheinlich werde ich sie im Reiferegal ganz weit nach hinten packen und versuchen, sie für die nächsten 12 Monate zu vergessen (was mir noch nie gelungen ist 😂).


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