Kerzenzauber



Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch so ist, aber ich persönlich kann, seitdem ich mich zu den Seifensiedern zähle, eine deutlich gesteigerte Lust am Selbermachen an mir beobachten und nachdem ich mich ja zuletzt emsig im Schächtelchen-Basteln geübt habe, bin ich letzte Woche unter die Kerzengießer gegangen und fand es richtig toll! 😍

Schuld ist eindeutig Verena (aka Hazelwitch), die mich mit ihren zauberhaften Kerzenkreationen auf Instagram so dermaßen angefixt hat, dass der Rest quasi zum Selbstläufer wurde. 
Ein paar fürs Ausprobieren benötigte Utensilien waren schnell zusammenbestellt und zu Weihnachtsseifen konnte ich mich dieses Jahr sowieso nicht so recht aufraffen 😅🙈 - warum also nicht mal ein paar Duftkerzen zu Weihnachten verschenken?


Auf der Suche nach einem guten Tutorial habe ich mich ein bisschen durch´s WorldWideWeb gelesen und bin schließlich bei Fräulein Winter fündig geworden - mit ihrer Anleitung fühlte ich mich gut gerüstet und bereit fürs erste Kerzengießen und will Euch nun ein bisschen darüber berichten, wie das so vonstatten geht.
Da es sich um meine ersten Versuche handelt, möchte ich Euch bitten, diesen Beitrag nicht so sehr als Tutorial zu verstehen, sondern vielmehr als ein kleines Sammelsurium meiner ganz frisch gewonnenen Erfahrungen beim Kerzen-Selbern. 😉





Herkömmliche, im Handel erhältliche Kerzen werden meist aus Paraffin hergestellt.
Hierbei handelt es sich um ein günstiges Erdölprodukt, das in Verdacht steht, gesundheitsschädlich zu sein und dessen Einsatz als wenig umweltfreundlich gilt.
Für die Herstellung schonenderer und hochwertigerer Kerzen gibt es zum Glück schöne Alternativen wie Bienen- oder Pflanzenwachs.
Das duftneutrale Sojawachs zählt hier zu den am häufigsten verwendeten Wachsen.
Da es sich um ein sehr weiches Wachs handelt, eignet es sich nicht für freistehende Kerzen, sondern wird für die Verarbeitung von Kerzen in Gläsern und anderen Behältern empfohlen.





Die Wahl des richtigen Dochtes scheint eine kleine Wissenschaft für sich zu sein. 😜
Es gibt gewachste und ungewachste Runddochte und Flachdochte, welche mit Dochthalter und ohne, verschiedene Größen und manche Dochte sind nur für bestimmte Kerzen geeignet und überhaupt fand ich diese ganze Docht-Sache irgendwie am kompliziertesten. 😅
 Zusammenfassend kann ich sagen, dass Ihr mit einem Runddocht auf jeden Fall auf der sicheren Seite seid, da diese Dochtart universell einsetzbar ist. 😊
Die Größe des Dochtes wird dem Durchmesser der Kerze entsprechend ausgewählt und auch wenn die meisten Anbieter hierzu in ihrer Produktbeschreibung Angaben machen, sind diese nicht immer hunderprozentig verlässlich. Die Wahl des passenden Dochtes ist also zunächst (und wahrscheinlich besonders als Kerzen-Anfänger 😇) ein vorsichtiges Herantasten.


Einen kleinen Metallfuß (Dochthalter) am Ende des Dochtes braucht es zwar nicht zwingend, wenn Euer Docht diesen jedoch nicht hat, müsst Ihr bei einem Runddocht unbedingt die sogenannte Laufrichtung beachten. Diese müsste zwar durch den Verkäufer markiert sein, aber solltet Ihr doch einmal durcheinanderkommen, könnt Ihr mit viel gutem Willen auf der flachen Seite des Dochtes eine V-Form in den geflochtenen Fäden erkennen.


Die V-Spitze soll zum Kerzenboden zeigen, die Öffnung des "V" zeigt demnach zur Kerzenspitze.





Duftmäßig sollten vor allem die Seifensieder unter Euch bestens gerüstet sein, denn viele unserer liebevoll gehorteten Parfümöle sind nämlich auch für die Kerzenherstellung geeignet. 😍
Der Flammpunkt des Duftöls sollte möglichst hoch sein, deshalb vergewissert Euch vor Verwendung unbedingt in der Produktbeschreibung des Anbieters, ob der Duft in die Kerze darf. 😉
Ich habe für meine Versuche Parfümöle von Behawe, Manske und Gracefruit verwendet, im Handel findet Ihr aber auch spezielle Duftöle für Kerzen.
Die Einsatzmenge des Duftes liegt bei ungefähr 5% (bezogen auf das Wachs-Gewicht).
Auf manchen Internetseiten habe ich während meiner Recherchen über den Einsatz ätherischer Öle in Duftkerzen gelesen, bin allerdings hierbei auf Berichte gestossen, dass diese in der Kerze förmlich "verbrennen" können und wollte es deshalb lieber erstmal nicht ausprobieren. 😅





 Das Einfärben der Kerze erfolgt durch spezielle Wachsfarben und ist optional.
Nachdem ich testweise ein bisschen mit der Farbe herumgespielt habe, bin ich für mich zu dem Schluß gekommen, dass ich nicht unbedingt bunte Kerzen brauche... - aber gut, ich hab´s ja schon bei den Seifen nicht so mit der Färberei. 😂🙈
Die Wachsfarbe habe ich nach Gefühl und extremst sparsam dosiert und das Auflösen im geschmolzenen Wachs hat einfach nur ewig gedauert, obwohl ich sie vorher extra fein gemörsert hatte. 😏





Zum Abfüllen der selbstgemachten Duftkerze könnt Ihr so gut wie jedes stabile Glas verwenden oder auch Gefäße wie Konserven- oder Teedosen wiederverwerten.
Der Behälter sollte sauber, unbeschädigt und natürlich hitzebeständig sein. 😊
Einmachgläser machen sich aufgrund ihrer Stabilität besonders gut als Kerzenglas.





Zuallererst bestimmt Ihr die benötigte Wachs- und Duftmenge.
Hierfür wird der für die Kerze vorgesehene Behälter zweimal komplett mit Wachs aufgefüllt, in eine Schüssel o.ä. umgefüllt und abgewogen.
Das Gewicht des Wachses multipliziert Ihr dann mit 0,05 und erhaltet so die benötigte Duftmenge. Wie beim Seifensieden sollte auch diese in Gramm gemessen werden. 😉

Als nächstes wird das Wachs im Wasserbad geschmolzen (das Wasserbad ist hierbei oberste Pflicht, damit das Wachs nicht zu heiß wird!).
Am besten benutzt Ihr fürs Schmelzen einen alten kleinen Topf o.ä., den Ihr nicht mehr für andere Dinge verwenden wollt. Mein Emaille-Töpfchen mit Ausguß hat sich bei der ganzen Prozedur als äußerst praktisch erwiesen. 😊


Während das Wachs langsam vor sich hin schmilzt, könnt Ihr den zurechtgeschnittenen Docht in Eurem Kerzenglas fixieren, indem Ihr das Ende des Dochtes kurz in das leicht angeschmolzene Wachs taucht und dann auf dem Boden Eures Kerzenbehälters festdrückt.


Damit der Docht auch wirklich nicht verrutscht oder sich vom Boden löst, habe ich zusätzlich ein halbes Teelöffelchen geschmolzenes Wachs darüber gegeben.


Das andere Ende des Dochtes wird an einem Schaschlickspieß befestigt - ich habe den Docht entweder einfach drumherum gewickelt und festgeknotet oder auch schlichtweg "aufgespießt", wenn er dafür dick genug war 😁.
Der Spieß wird nun auf den Rand des Kerzenbehälters gelegt und so platziert, dass der Docht mittig steht.


In der Zwischenzeit solltet Ihr immer wieder die Temperatur des Wachses kontrollieren und darauf achten, dass es nicht überhitzt.
Sojawachs hat einen Schmelzpunkt von ungefähr 50 Grad und sollte beim Schmelzen eine maximale Temperatur von 85-90 Grad auf keinen Fall überschreiten.


Wenn das Wachs komplett und ganz klar aufgeschmolzen ist, nehmt Ihr den Topf von der Herdplatte.
Der Duft wird bei maximal 70 Grad hinzugefügt und gründlich eingerührt.
Gegossen werden kann die Kerze, wenn das Wachs auf eine Temperatur von ungefähr 58-60 Grad heruntergekühlt ist.


Ist das Wachs beim Einfüllen zu heiß, erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass sich beim Abkühlen und Aushärten unschöne Krater, Löcher und Risse in der Kerzenoberfläche bilden.
Aus dem gleichen Grund empfiehlt es sich, das Wachs nicht in einem Rutsch, sondern am besten in mehreren Schichten ins Kerzenglas zu gießen.


Nachdem Ihr die erste Schicht gegossen habt, solltet Ihr diese zunächst etwas anhärten lassen, bevor Ihr die nächste Ladung darüber gebt.
Das Wachs könnt Ihr im Wasserbad flüssig und auf Temperatur halten.

Ich habe bei Kerzendurchmessern bis ungefähr 6cm mit drei Gießvorgängen schöne glatte Oberflächen erzielen können, musste aber feststellen, dass größere Kerzenbehälter anscheinend eine höhere Anfälligkeit für Krater und Risse mitbringen.
Aus diesem Grund empfehle ich Euch, auch die letzten Wachspfützen in Eurem Schmelztopf nicht sofort zu entsorgen, sondern aufzubewahren, bis die Kerze "ihr wahres Gesicht" zeigt. 😈
Auch wenn sie am Anfang einen perfekten und glatten Eindruck macht, kann es nämlich immer noch passieren, dass Ihr sie nach ein paar Stunden nicht mehr wiedererkennt. 😕
In diesem Fall könnt Ihr das zuvor aufbewahrte Restwachs erneut einschmelzen und mit einer finalen rettenden und glättenden Schicht eventuelle Löchlein oder Risse wieder auffüllen. 😊


Die Kerze sollte nun ungefähr 24 Stunden aushärten dürfen, bevor Ihr den Docht einkürzt und sie die erste Feuerprobe durchlaufen lassen könnt. 😊
 

Verena hatte mich schon gewarnt, dass das Duftkerzen-Gießen, ähnlich wie das Seifensieden, ein klitzekleines bisschen süchtig machen kann, und natürlich hatte sie recht! 😂
Mit der Weihnachtsproduktion bin ich zwar schon längst durch, aber neue Düfte und die nächsten 2kg Wachs sind schon bestellt, wir kommen zuhause total durcheinander und nennen Kerzen Seifen und Seifen Kerzen ("Stell doch noch ein paar von den Seifen auf den Tisch!" 😂😂😂🙈) und ich habe keine Ahnung, wie oft ich in diesem Beitrag die Wörter vertauscht habe, deshalb bedanke ich mich an dieser Stelle ganz lieb bei Verena für die Inspiration und bei Christiane für die tolle Anleitung und lasse Euch noch ein paar Seifen... äääh KERZENbilder da. 💕








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