Kleiner Seifen-Crashkurs: Essig



Essig wird aufgrund seiner Eigenschaften gerne in Haarseife eingesetzt und kann im allerallerbesten, aber wohl eher recht seltenen Fall sogar die saure Rinse nach der Haarwäsche mit Seife ersetzen.
Vor allem Apfelessig und auch Himbeeressig wird nachgesagt, dass er die Haare zum Glänzen bringt und von Rückständen befreit. 

Der Essig bleibt zwar nach dem Verseifungsprozess nicht in seiner ursprünglichen Form in der Seife erhalten (die Säure reagiert mit dem NaOH zu Natriumacetat), ich empfinde ihn aber trotzdem als eine sehr angenehme Seifenzutat.
Er verbessert die Schaumstabilität deutlich und ich habe außerdem den Eindruck, dass er den Seifen eine glattere Struktur gibt.
Da Natriumacetat keine wasserenthärtenden Eigenschaften besitzt, taugt der Essig jedoch nicht als "entkalkender" Ersatz für Zitronensäure.

Eine kleine Warnung muss ich noch loswerden: Essig kann den Seifenleim schneller andicken lassen. Ich persönlich habe bisher keine dramatischen Erfahrungen diesbezüglich gemacht, Ihr solltet aber trotzdem auf alles gefasst (und vor allem schnell 😎) sein. 


Essig im Seifenrezept berechnen

Essig enthält (je nach Sorte) 5-6% Säure.
Diese Säure neutralisiert einen Teil des NaOH, deshalb solltet Ihr, um trotzdem auf Eure gewünschte Überfettung zu kommen, folgende Berechnung anstellen:
Wenn Ihr zum Beispiel 50g Apfelessig mit 5% Essigsäure einsetzt, dann sind das 2,5g Säure. Diesen Wert multipliziert Ihr mit 0,666 und erhaltet als Ergebnis die Menge an NaOH, die durch den Essig neutralisiert wird.

Beispiel-Rechnung für 50g Essig mit 5%igem Säuregehalt:
50g x 0,05 = 2,5g Essigsäure
2,5 x 0,666 =  1,665g NaOH-Verlust

Die 1,665g NaOH müsstet Ihr also noch zusätzlich zur Lauge hinzugeben, um die geplante Überfettung zu erreichen, ansonsten wird die Seife durch den leichten NaOH-Verlust eine etwas höhere Überfettung haben.

Wer sich die Rechnerei ersparen will, kann die Menge der Essigsäure in Kathrin's Seifenrechner eingeben und sich den NaOH-Ausgleich ganz bequem ausrechnen lassen. 😉

Bei geringeren Essig-Mengen (bis zu 10% Essig bezogen auf die Gesamtfettmenge - zum Beispiel 50g Essig auf 500g GFM) muss ich gestehen, dass ich den NaOH-Verlust zwar interessehalber mitberechne, aber ansonsten nicht weiter berücksichtige, da es nicht wirklich viel ist und ich außerdem mit einer etwas höheren Überfettung gut leben kann. 😊

Wie kommt der Essig in die Seife?

Bei Seifen mit Essig als spätere Zugabe zum Seifenleim wird das Wasser für die Lauge vorher entsprechend um die Essig-Menge reduziert.
Für 10% Essig bezogen auf 500g GFM bedeutet das, dass ich 50g von meiner Wassermenge abziehe und diese 50g später in Form von Essig in den Seifenleim einrühre.
(Achtung: bitte auch hierbei immer die 1:1-Regel beachten!)

Um noch mehr Essig in die Seife zu bekommen, kann die Lauge statt mit Wasser mit (gut gekühltem) Essig angerührt werden.
Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, da es beim Aufeinandertreffen von NaOH und der im Essig enthaltenen Säure ganz schön zischt.
Am besten rührt Ihr die Essig-Lauge sehr vorsichtig im Spülbecken an.

Übrigens verflüchtigt sich der Essig-"Duft" während des Verseifungsprozesses, er ist also in der fertigen Seife (zum Glück 😜) nicht mehr wahrnehmbar.

Beliebte Posts