Alles klar!



Wahrscheinlich kennt der ein oder andere von Euch diesen kleinen Stich im Herzen, der einen kalt erwischt, wenn man einem Bekannten mit Feuereifer von seinen selbstgesiedeten Seifen erzählt und als einzige Reaktion nur ein knappes "Sowas benutze ich nicht! Ich nehme nur Flüssigseifen." erntet. Autsch. 😑
Meistens hat man dann abrupt überhaupt gar keinen Bock mehr, weiter zu erzählen, denn man möchte ja niemanden bekehren oder belehren, dass Naturseifen mit den im Allgemeinen als "Seifen" bekannten Waschstücken und Syndets aus dem Drogerie- oder Supermarkt aber auch wirklich rein gar nichts zu tun haben wohingegen Flüssigseifen die Haut austrocknen und so weiter und so fort...
Nö! Wir Seifis haben ja auch unseren Stolz und wer nicht will, der hat schon. 😎

Im Zuge der grenzenlosen Seifensieder-Neugierde jedoch stösst man irgendwann unweigerlich auf selbstgemachte Flüssigseifen, die wie unsere geliebten festen Seifenstücke aus Ölen, Fetten und Lauge gesiedet werden.
Klingt interessant, dachte ich mir und musste es ausprobieren. 😊


Allgemeines

Die wichtigsten Stichpunkte zum Thema, die ich im Laufe dieses Beitrags noch vertiefen werde, kurz zusammengefasst:

  • die Herstellung von selbstgesiedeten Flüssigseifen ist absolut nicht anfängertauglich.
  • Flüssigseife wird mit Kaliumhydroxid (KOH) anstelle von NaOH gemacht. Durch das KOH bleibt die gesiedete Seifenpaste weich und so entsteht eine Schmierseife, die mit Wasser zu Flüssigseife verdünnt wird.
  • das Sieden der Seifenpaste erfolgt in den meisten Fällen als Heißverseifung im Crockpot/Slowcooker.
  • für eine klare, durchsichtige Flüssigseife wird die Seifenpaste sehr niedrig überfettet (bis max. 4-5%). Bei höheren Überfettungen wird die Seife trüb. 
  • da sie Wasser enthält, ist die Flüssigseife anfällig für Bakterien und sollte deshalb konserviert werden.
  • der Herstellungsprozess ist sehr zeitaufwendig, kann aber (mit etwas mehr Durchblick und Erfahrung als ich sie hatte 😉) sicherlich einfacher und zeitsparender gestaltet werden.
  • die fertige Flüssigseife kann gefärbt, beduftet und bei Bedarf verdünnt oder angedickt werden, allerdings kann dies wiederum die Klarheit der Seife im Nachhinein beeinträchtigen.

Da es sich im Folgenden um meinen ersten Versuch, eine Flüssigseife herzustellen, handelt, ist dieser Beitrag weniger als Tutorial zu verstehen, sondern soll vielmehr eine Art "Erfahrungsbericht" sein. Erfahrungen gab es nämlich so einige. 😂😜

Es existieren verschiedene Verfahrensweisen zur Herstellung von Flüssigseifen, wie z.B. die "Paste Methode" und die "No Paste Methode".
Ich habe die verschiedenen Verfahren zwar grob überflogen, mich aber fürs Erste an die recht aufwendige, aber am häufigsten angewandte "Paste Methode" gehalten.
DER Klassiker zum Thema ist laut Flüssigseifensieder-Gemeinde das Buch "Liquid Soapmaking" von Jackie Thompson. Natürlich ist es gleich auf meinem Wunschzettel gelandet. 😜

Im Groben und Ganzen habe ich mich für meinen Erstversuch am Tutorial vom Schaumzwerg orientiert und mich zusätzlich in der Facebook-Gruppe "Liquid Soapmakers" etwas belesen.
Petra Neumann beschreibt in ihrem Buch "Seife sieden" ebenfalls die Herstellung einer Flüssigseife und so war meine Vorgehensweise ein buntes Konglomerat aller Infos, die ich finden konnte, gewürzt mit einer kleinen Prise Improvisation (und etwas Vodka, aber dazu später mehr). 😉

Wenn man sich etwas länger bei den Liquid Soapmakers umschaut, wird schnell klar, dass das Thema Flüssigseife eine ganz eigene Welt für sich ist (und dann auch noch alles auf Englisch 🙈).
Ich hab nicht mal die Hälfte verstanden und wahrscheinlich nur an der Spitze des Eisbergs gekratzt, aber eine halbwegs gelungene Flüssigseife hab ich trotzdem irgendwie hinbekommen.
Glaube ich zumindest. 😇


Das Rezept und die Überfettung

Für die Herstellung der Seifenpaste kann man so gut wie jedes einfache CP-Rezept verwenden.
Die meisten Rezepte dieses Genres enthalten viele flüssige Fette und keine bis sehr wenig Buttern.
Da viele Flüssigseifen-Anhänger einen hohen Olivenölanteil als besonders angenehm für die Haut empfinden, habe ich mein Rezept sehr schlicht gehalten und nicht am Olivenöl gespart. 😉

Verseift habe ich 60% Olivenöl, 25% Kokosöl nativ und 15% Rizinusöl
ÜF: 5%
Wassermenge: 33% bezogen auf die GFM
Merkmale: KOH-Verseifung

Wie oben schon erwähnt, wird die Überfettung bewusst so niedrig gewählt, um eine möglichst klare Flüssigseife zu erhalten. 
Die meisten Quellen geben 4% Überfettung als Obergrenze an, aber da ich meine Seifen normalerweise recht hoch überfette, war mir das nicht geheuer, also hab ich es drauf ankommen lassen und das eine Prozentchen noch herausgekitzelt. 😁

Eine höhere Überfettung ist durchaus möglich, wenn man damit leben kann, dass die fertige Flüssigseife eher trüb ausfallen wird. 
Ich denke, dass die meisten Sieder das wahrscheinlich nicht so eng sehen und nicht auf einer glasklaren Seife bestehen, allerdings scheint unter den Flüssigseifen-Profis ein transparentes Endergebnis das höchste Ziel zu sein, um unverseifte Fette zu vermeiden, die sich in der Seife absetzen könnten. 

Die Herstellung

1. Das Sieden der Seifenpaste

 Als absoluter Crockpot-Neuling hatte ich bereits am Vortag eine kleine HP-Probe-Seife (mit NaOH) gesiedet, um das Gerät und seine Temperatureinstellungen etwas kennenzulernen.
Das Abenteuer konnte also beginnen. 😊


Im ersten Schritt habe ich das Kokosöl im Crockpot geschmolzen.


Laut Herstellerangaben erreicht die Warmhaltefunktion ("Keep Warm") meines Slowcookers eine Temperatur von ca. 65 Grad, ich konnte aber bereits beim ersten Probelauf feststellen, dass sie teilweise deutlich darüber lag und habe daher die noch heißeren Einstellungen "Low" und "High" geflissentlich ignoriert und ausschließlich mit der Warmhaltefunktion gearbeitet.
Während des gesamten Verseifungsprozesses lag die Temperatur im Crockpot ungefähr bei 72-87 Grad.

Nach dem Schmelzen des Kokosöls habe ich die flüssigen Fette hinzugegeben und die Lauge vorsichtig im Spülbecken angerührt. 

Lauge und Fette hatten beide ungefähr eine Temperatur von 65-70 Grad, als ich die Lauge durch ein Sieb zu den Fetten gegeben und den Püri hinzugezogen habe. 
So weit, so gut... 

 Durch das KOH spritzt der Seifenleim deutlich mehr als bei Seifen mit NaOH, deshalb ist hier große Vorsicht geboten und Schutzkleidung wie immer ein absolutes Muss!
Außerdem verseift KOH unwilliger als NaOH, ich war also darauf vorbereitet, dass der Leim sich wieder trennen könnte, aber Holla die Waldfee!!! Die ersten zwanzig Minuten waren quasi eine einzige Trennung!
Eine geschlagene halbe Stunde habe ich abwechselnd mit dem Püri und von Hand gerührt, als ob es kein Morgen gäbe... deshalb gibt es zu diesem Teil der Herstellung auch keinerlei Fotos - ich denke, Ihr versteht mich. 😅🙈
(...wer trotzdem sehen will, wie es ausgeschaut hat, findet in Humblebee`s Tutorial Bilder, die eins zu eins aus meiner Küche hätten stammen können 😂)
Zum ersten Mal in 2.5 Jahren exzessiver Seifensiederei habe ich es erlebt, dass mir der Pürierstab heißgelaufen ist. Armer, tapferer Püri! 💕

Der Held des Tages! 

Im Vergleich mit anderen Erfahrungsberichten scheint sich der Seifenleim bei diesem Verfahren mal mehr und mal weniger oft zu trennen, aber damit rechnen sollte man auf jeden Fall.

Bei den Liquid Soapmakers habe ich im Nachhinein gelesen, dass die Flüssigseifen-Profis anscheinend ganz lässig damit umgehen und die grisselige Suppe nur alle 10 Minuten pürieren und umrühren, weil das Ganze durch die Hitze im Crockpot eh irgendwann verseift und sich verbindet.
Aber neeee, so cool bin ich definitiv nicht! 🙈

Durch den fortlaufenden Verseifungsprozess hatte die Pampe aber tatsächlich irgendwann ein Erbarmen, hat sich verbunden und ist zu typischer Heißverseifungspampe geworden. 😊


Nach einer Stunde sah sie bereits gut durchgegelt aus.


 Laut meiner Recherchen braucht die Seife ca. 1-3 Stunden im Crockpot, bis sie fertig ist.
Das ist zwar ein sehr weit gestecktes Zeitfenster, aber lässt sich anscheinend tatsächlich nicht pauschal festlegen. 
Diejenigen unter Euch, die sich mit dem Thema Heißverseifung auskennen, werden es erkennen, wenn die Seife soweit ist. 😉

Bei mir war sie nach insgesamt 1.5 Stunden transparent und hatte die fluffige Konsistenz von ganz lockerem, frischen Hefeteig. Auch die Elefantenhaut zeigte sich und so wagte ich einen ersten Küsschentest.


Nachdem nichts brizzelte und mich auch sonst nicht der Schlag getroffen hat, folgte der Test auf Klarheit der Seife. 
Hierfür wird etwas Seifenpaste in etwa der doppelten Menge an heißem Wasser gelöst.
Bleibt die Flüssigkeit klar, ist die Seife fertig.
Wenn das Ganze trüb wird, muss sie noch etwas weiterschmoren.


Ich muss zugeben, dass ich an diesem Punkt einen kleinen Endorphin-Schub hatte, als die Lösung glasklar blieb und schon ein bisschen die spätere Flüssigseife erahnen ließ.
Ganz besonders freue ich mich darüber, dass sie trotz der gewagten 5% ÜF transparent geworden ist. 😊

Den PH-Wert der Lösung habe ich sicherheitshalber auch noch getestet. Er sollte zwischen 8 und 10 liegen.


Nach der ganzen Aufregung habe ich an diesem Tag erstmal Feierabend gemacht und die Seife in eine große, verschließbare Plastikschüssel gepackt. 
Die Schmierseife kann längere Zeit aufbewahrt werden und man muss nicht alles auf einmal weiterverarbeiten, es ist also praktisch, gleich eine etwas größere Menge zu sieden, die nach Belieben portionsweise zu Flüssigseife weiterverarbeitet werden kann. 😉


Wirklich ästhetisch oder appetitlich schaut das Ganze ja nicht aus...
Als ich meinem Freund abends stolz wie Oscar meine Seifenpaste präsentierte, meinte er nur staubtrocken, das sähe ja aus wie schonmal gegessene Aprikosenmarmelade. Mh. 😏
Die Assoziation werde ich jetzt nicht mehr los. 🙈

2. Verdünnen, Konsistenz und Konservierung

Damit aus der Seifenpaste Flüssigseife wird, wird sie im nächsten Schritt mit Wasser verdünnt.

Die meisten Flüssigseifen-Sieder lassen die Seife oder einen Teil davon gleich im ausgeschalteten Crockpot, übergießen sie mit vorher abgekochtem, heißem destillierten Wasser und lassen sie abgedeckt über Nacht stehen.

Ich habe bis zum nächsten Tag gewartet, dann einen Teil meiner Seifenpaste in kleinen Stücken abgewogen und die 1,6-fache Menge an heißem Wasser dazu gegeben.
Im Wasser hatte ich zuvor, wie von Petra Neumann in ihrem Buch empfohlen, 5% Zucker (bezogen auf die Wassermenge) gelöst. Das Ganze funktioniert aber auch ohne Zucker. 😉


Das Wassermenge sollte in etwa das 1,5- bis 2-fache des Seifengewichts betragen.
Das heißt, dass Ihr, wenn Ihr z.B. 100 Gramm Seife verdünnen wollt, hierfür ungefähr 150-200g abgekochtes, destilliertes Wasser braucht.
Manche erfahrenen Flüssigseifen-Sieder nehmen es mit der Menge nicht so genau und geben einfach soviel Wasser zur Seifenpaste, dass diese vom Wasser bedeckt ist.
Ich denke, dass man mit der Zeit ein Gespür dafür entwickelt. 😊

Ich würde Euch empfehlen, für den Anfang nicht zu viel Wasser zu nehmen, damit die Seife später nicht zu dünnflüssig wird.
Sie im Nachhinein durch Hinzugabe von ein bisschen mehr Wasser noch etwas zu verdünnen, falls sie zu dick wird, ist kein Problem. 😉

Der Vorgang des Verdünnens dauert sehr, seeeeeehr lange. Darauf solltet Ihr vorbereitet sein.
Ich war es nicht und dachte, ich verdünne sie mal eben und dass das höchstens zwei Stündchen dauern würde. Damit lag ich aber sowas von daneben! 😂
Ich habe geschlagene 9 Stunden gebraucht, um 500g Seife aufzulösen, bin immer wieder hingelaufen, habe ständig umgerührt, zwischendurch die Herdplatte kurz angeschaltet, um vorsichtig noch etwas Wärme zuzuführen, aber das hat natürlich nicht wirklich viel gebracht, denn sie braucht einfach so lange, wie sie braucht. Jetzt weiß ich auch, warum die erfahrenen Flüssigseifen-Sieder sie einfach über Nacht stehen lassen. 😜🙈

Auf jeden Fall hilft es etwas, die Seife im Wasser immer wieder in kleinere Stückchen zu zerteilen, da diese sich besser auflösen. Manche Sieder nehmen hierfür einen Kartoffelstampfer, aber das ist eine ziemlich klebrige Angelegenheit. 😅

Nach ca. 9 Stunden war meine Seife endlich fertig verdünnt und noch ziemlich flüssig.


Die letztendliche Konsistenz der Seife zeigt sich erst, wenn sie abgekühlt ist und etwas gestanden hat.
Übrigens sollte der Deckel während des Verdünnens und auch später immer auf dem Topf bleiben, da sich sonst eine Art Haut auf der Flüssigseife bildet (ähnlich wie bei frisch gekochtem Pudding), die schwierig wieder unterzurühren ist.

Meine Seife ist im Nachhinein noch etwas dicker geworden und hatte schlußendlich die Konsistenz von recht flüssigem Honig. Ich fand das okay und habe sie einfach so gelassen.
In der Handfläche fühlt sie sich wie ein leichtes Gel an, rinnt aber nicht wie Wasser durch die Finger und lässt sich beim Händewaschen gut verteilen.


Falls die fertige Seife zu dickflüssig ist, kann sie mit kleinen Portionen warmem Wasser problemlos weiter verdünnt werden. Ich würde Euch raten, hier wirklich schlückchenweise vorzugehen, um nicht zu viel Wasser zu erwischen.

Sollte die Seife zu dünnflüssig sein, kann sie mit ein paar Schlückchen gesättigter Sole angedickt werden. Ich habe das getestet und tatsächlich hat sich die Konsistenz deutlich verändert, allerdings ist die Seife durch die Sole milchig-trüb ("cloudy") geworden... vielleicht hab ich aber auch einfach nur etwas zuviel Sole erwischt. 😅



Dieser Effekt hat sich auch nach mehreren Stunden nicht gelegt.
Eigentlich fand ich aber sowohl die Konsistenz, als auch die etwas "cremige" Optik sogar ganz hübsch. 😊

Mit einer Prise Xanthan transparent in einem Schluck pflanzlichem Glycerin dispergiert, konnte ich ein etwas weniger trübes Ergebnis erzielen. Die Test-Schrift ist trotzdem nicht lesbar. 😜


 Ich empfehle Euch, mit der Korrektur der Konsistenz Eurer Flüssigseife bis ganz zum Schluss zu warten, da auch der Duft hierbei noch eine Rolle spielen kann, aber dazu mehr im nächsten Abschnitt. 😉

Ein wichtiger Punkt, der beim Thema Flüssigseifen nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Konservierung. Die Seife enthält Wasser und ist deshalb anfällig für Bakterien und obwohl die meisten dieser Bakterien einen PH-Wert ab 9 aufwärts wohl kaum überleben, sollte man auf Nummer sicher gehen und die fertig verdünnte Flüssigseife zeitnah durch einen stabilen Konservierer, der hohe PH-Werte und unter Umständen auch Wärme gut verträgt, schützen.

Ich habe mich für C-Kons von Behawe entschieden, da er sich für alle PH-Werte eignet, bis 80 Grad hitzestabil ist und sich problemlos in die Flüssigseife einrühren lässt.


3. Farbe und Duft

In den meisten Fällen hat die fertige Basis-Flüssigseife einen hübschen Bernstein-Ton, die Färbung wird aber auch von den verwendeten Ölen und Fetten mitbeeinflusst.
Anscheinend kann man mit z.B. 100% Kokosöl komplett farblose, glasklare Flüssigseifen herstellen - die Frage wäre dann eben nur, was die Haut von 100% Schaumfett in Verbindung mit einer so niedrigen Überfettung hält. 😮😅

Viele Flüssigseifen-Sieder färben ihre Seifen durch Pflanzen-Ölauszüge (z.B. mit Alkannawurzel), Ihr könnt aber auch wasserlösliche Seifenfarbe verwenden.
Ich hatte zufällig noch ein Fläschchen flüssige Seifenfarbe rumfliegen und hab das einfach mal ausprobiert.


Richtig schön ist es nicht geworden, aber wir wissen ja bereits von unseren CP-Seifen, dass Lila gemein sein kann, vor allem wenn die Grundfarbe der zu färbenden Seife schon alles andere als neutral ist. 😅


Fehlt "nur" noch der Duft! Nur! Dachte ich. Und lag ein weiteres Mal voll daneben. 😅🙈
Man würde ja erwarten, dass in einer komplett fertigen Flüssigseife der Duft überhaupt keine Probleme machen sollte und Duft-Zickereien, wie wir sie von unseren CP-Seifen kennen, hier nicht im Ansatz existieren. 
Das stimmt nicht. Zumindest nicht, wenn die Seife transparent bleiben soll, was ja, wie ich bei den Liquid Soapmakers gelernt habe, unter den Flüssigseifen-Siedern eine Frage der Ehre ist. 😉


Der Duft ist in der Flüssigseifen-Gemeinde ein beinahe ebenso häufig behandeltes Thema wie "bei uns", da einige Düfte die fertige Flüssigseife sowohl in ihrer Konsistenz beeinflussen als auch eintrüben können. 
Anscheinend betrifft dies ätherische Öle und auch Parfümöle gleichermaßen und scheint ein recht häufig vorkommendes Phänomen zu sein. 
Vor allem ätherische Zitrusdüfte sollen die Transparenz der Seife stark beeinträchtigen und auch ÄÖ Lavendel war ein häufig genannter Kandidat, die Trübung variiert aber wohl von Anbieter zu Anbieter.

Nachdem ich nun einmal über diese Unwägbarkeiten gelesen hatte, wollte ich dem Ganzen genauer nachgehen und habe ein paar Proben durchgeführt, die das Gelesene in vollem Umfang bestätigt haben. Aber seht selbst 😉:




Beide ätherischen Öle haben die Seife stark eingetrübt und das ätherische Lavendelöl hat sie zudem etwas andicken lassen. Das Andicken mag ja von Fall zu Fall durchaus gewünscht sein, aber die Trübung könnte so manchen Flüssigseifen-Anfänger kalt erwischen.

In einigen Fällen scheint sich die Trübung der Seife nach 1-2 Tagen von alleine zu legen, in anderen jedoch nicht, also habe ich weiter geforscht und nach Möglichkeiten gesucht, die Transparenz der Seife zu erhalten. 

Manche Flüssigseifen-Sieder scheinen die Trübung in Schach zu halten, indem sie den Duft in die noch warme Seife geben oder die Seife im Nachhinein auf ca. 50 Grad erwärmen und dann den Duft einrühren.
Sooo warm war meine Seife aber nach dem Verdünnen gar nicht mehr und ein nachträgliches Erwärmen kam für mich nicht in Frage, weil ich die empfindlichen ätherischen Öle und auch den Konservierer nicht durch zusätzliche Hitze strapazieren wollte, auch wenn er das laut Behawe-Webshop vertragen sollte. 
Da aber anscheinend viele der Flüssigseifen-Profis so verfahren, scheint durchaus etwas dran zu sein und vielleicht war ich auch einfach nur zu vorsichtig. 😇

Irgendwo entlang des Weges hatte ich außerdem gelesen, dass Weingeist, wenn er dem Duft im Verhältnis 1:1 beigemischt wird, der Trübung ebenfalls entgegenwirken kann.
Das wollte ich testen, der Weingeist war aber gerade aus.
Ich also los zur Tanke, Vodka kaufen! Abends um zehn! 😶😂😂😂
Der Blick des Kassierers war mir egal, ich war nur im Nachhinein selber etwas erschrocken, wie weit dieses Hobby einen doch treiben kann. 😂

Wenn ich ehrlich bin, macht mir persönlich das bisschen Trübung der Seife nichts aus und ich denke, die meisten von Euch sehen das genau so. 😊
Ab einem gewissen Punkt hatte ich mich jedoch wie ein Terrier an dem Thema festgebissen und wollte unbedingt wissen, wie das alles funktioniert, also bin ich mit meiner Vodka-Flasche wieder nach Hause und habe jeweils ein winziges Schlückchen davon zu meinen Proben gegeben...


 Wie Ihr seht, hat der Vodka sogar die Sole-Mischung wieder aufklaren lassen, allerdings ist dies wiederum auf Kosten der Konsistenz gegangen und die Seife wurde wieder etwas flüssiger, von daher hat man nicht wirklich viel damit gewonnen, die Sole-Trübheit durch Alkohol zu neutralisieren. 😉

Die Orange war am hartnäckigsten, ist aber mit der Zeit immer klarer geworden. 

Für die Beduftung meiner Flüssigseife habe ich nach diesen Erkenntnissen meinen Duft 1:1 mit Vodka vermischt und in die Seife eingerührt.
Handelsüblicher Vodka enthält ja deutlich weniger Umdrehungen als der eigentlich empfohlene Weingeist, deshalb war der klärende Effekt in diesem Mischungsverhältnis nicht ganz so stark wie gewünscht, was man vor allem an der frisch abgefüllten Orangenseife sehen kann.


Nach ein paar Stunden hat sich die Trübung jedoch gelegt und ca. 24 Stunden später war die Seife, im Gegensatz zu einem Orangen-Test-Pröbchen ohne Vodka, fast klar.


Der Duft wird übrigens mit 1-2% (bezogen auf die Menge der Flüssigseife) dosiert.

Wenn es Euch wichtig ist, dass die Seife klar bleibt, empfiehlt es sich auf jeden Fall, vor dem Beduften eine kleine Menge Eurer Flüssigseife beiseite zu nehmen und den Duft darin zu testen.
Falls er die Seife trübt und Ihr das als störend empfindet, aber noch ein kleines bisschen Geduld aufbringen könnt 😉, solltet Ihr das Pröbchen zunächst etwas stehenlassen und abwarten, ob sich die Trübung von alleine legt, bevor Ihr der Seife mit Alkohol oder Wärme zu Leibe rückt. 😊

So, nun haben wir es fast geschafft... 😅

Zu guter Letzt habe ich die fertige Flüssigseife ein letztes Mal auf ihren PH-Wert kontrolliert...


...und sie in mit 70%igem Alkohol desinfizierte Seifenspender abgefüllt.

Mein Fazit

Nach diesem ellenlangen Text hoffe ich, dass es überhaupt noch irgendjemand von Euch bis hierhin geschafft hat. 😂🙈💕

Insgesamt habe ich drei Tage für die Herstellung der Flüssigseife gebraucht, weil ich mir Zeit gelassen und einiges ausprobiert habe.
Man kann den Ablauf sehr verkürzen, indem man die Seifenpaste zum Beispiel am späten Nachmittag oder frühen Abend siedet, sie über Nacht verdünnt und am nächsten Morgen mit der Konservierung, Farbe und Beduftung fortfährt.

Meiner Meinung nach muss die Seife nicht zwingend transparent bleiben.
Ich kann mir durchaus für den nächsten Versuch eine Variante mit Sole vorstellen, vielleicht zusätzlich leicht gefärbt, rosa oder so... 💕🍬😇
Für eine klare Flüssigseife aber würde ich persönlich beim nächsten Mal eher zum Weingeist denn zum Vodka greifen oder vielleicht doch mal die Aufwärm-Methode ausprobieren, sollte der Duft Ärger machen.
Falls übrigens jemand von Euch noch wertvolle Tipps zu dem Thema hat, freue ich mich natürlich sehr über jeden neuen Erkenntnisgewinn. 😊

Ich liebe meine festen Seifenstücke und das wird sich auch so schnell nicht ändern, trotzdem war es interessant und hat Spaß gemacht, mal etwas anderes auszuprobieren.
Außerdem ist es ein gutes Gefühl zu wissen, wie es geht und war herrlich spannend, in der Liquid Soapmakers Gruppe gefühlt nochmal ganz bei Null anzufangen und teilweise nur Bahnhof zu verstehen. 😂 Ich fühlte mich stark in meine Seifensiederei-Anfänger-Zeit zurückversetzt.

Die fertige Flüssigseife kann sofort verwendet werden und natürlich habe ich mir schon ausgiebig die Hände damit gewaschen.
Sie schäumt etwas weniger als ich es von meinen Seifenstücken gewohnt bin, aber eigentlich genauso, wie man es von Flüssigseife kennt und erwartet.


Trotz aller meiner Vorbehalte wegen der niedrigen Überfettung trocknet sie meine Hände bisher nicht aus (und das will was heißen!) und hinterlässt eigentlich ein ganz angenehmes Gefühl auf der Haut.
Bei allen Spielereien mit Duft und Transparenz (und Vodka 🙈) war mir das der wichtigste Punkt und ich bin gespannt, wie sie sich im Langzeittest schlagen wird. 😊

Trotzdem wird Flüssigseife für mich wohl immer etwas bleiben, das man ab und zu mal zwischendurch machen kann, das aber niemals meine Seifenstücke ersetzen wird.
Vielleicht kann ich dem ein oder anderen Bekannten damit aber eine Freude machen...

Übrigens solltet Ihr, vor allem wenn Ihr die Seife verschenkt, immer die durch Euren Konservierer gegebene Haltbarkeit mitberücksichtigen und die Seife mit einem Haltbarkeitsdatum versehen.


Der Vodka auf dem Etikett sieht irgendwie komisch aus... 😁🙈😅





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