Erfahrungsbericht: Die Ciaglia-Methode



Wir kennen sie alle: Hobel- und Schneidereste, die beim Aufhübschen unserer Seiflein übrig bleiben und die man nicht wegschmeißen mag, ungeliebte Seifenkinder, die irgendwo hinten im Regal ein vergessenes und trostloses Dasein fristen, weil sie vielleicht nicht ganz so hübsch geworden sind oder ihren Duft verloren haben... und habt Ihr auch überall diese kleinen, aus Resten gekneteten Seifenbällchen rumfliegen, die man ja irgendwann nochmal anwaschen könnte? 😂

Es tut weh, Seifen wegzuwerfen, auch wenn es nur ein paar Hobelreste sind, und so werden die Überbleibsel in vielen Seifensiederhaushalten in rauen Mengen gesammelt und wandern regelmäßig in Duschbuttern, erstrahlen in Konfettiseifen zu neuem Glanz, werden zu Kernseife ausgesalzen, eingeschmolzen oder zu Waschmittel weiterverarbeitet.

Die Ciaglia-Methode bietet eine weitere Möglichkeit, "Seifenleichen" unauffällig verschwinden zu lassen, wenn sie anfangen, einem über den Kopf zu wachsen.
Im Zuge einer etwas größeren Aufräumaktion vor einiger Zeit konnte ich meine gefühlten Millionen Seifenbällchen irgendwann einfach nicht mehr ertragen und so kam mir die hierzulande wenig bekannte "Resteverwertung auf italienisch" gerade recht. 😊


Fabio Ciaglia ist ein italienischer Seifensieder, der das in der italienischen Facebook-Seifengruppe "Il mio sapone" beliebte und häufig angewendete Verfahren entwickelt hat und auf diese Weise richtig schöne und erstaunlich homogene Seifen herstellt.
Freundlicherweise hat er mir einige Bilder seiner Seifen zur Verfügung gestellt und mir seinen Segen gegeben, hier über meine ersten Erfahrungen beim Ausprobieren der Ciaglia-Methode zu berichten. 💕


Allgemeines und Voraussetzungen

Bei diesem Verfahren werden die Seifenreste (in fein geraspelter Form) vor Hinzugabe der Lauge gründlich in die geschmolzenen Fette und Öle einer neuen Seife eingearbeitet.

Geeignet sind Seifenreste aller Art, nur ranzige Seifen wollen wir natürlich nicht in den Recycling-Kreationen haben. 😉

Die Seifenraspeln können mit maximal 40% (bezogen auf die GFM der neuen Seife) eingesetzt werden, wobei es sich hier wirklich um das absolute Maximum handelt - was ich natürlich ausprobiert habe. 😜😂
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass 40% so viel sein können! 😅

Bei der Rezeptplanung der Basis-Seife könnt Ihr wie gewohnt vorgehen, nur die Wassermenge zum Anrühren der Lauge solltet Ihr nicht allzu weit reduzieren und die Lauge allermindestens im Verhältnis 1:1,5 (NaOH:Wasser) und höchstens mit 30% Wasser (bezogen auf die GFM) ansetzen.
Die Überfettung wird wie immer nach den persönlichen Vorlieben gewählt, die Seifenschnipsel werden hierbei nicht mitberücksichtigt.

Die Farbe der so hergestellten Seifen ist nicht exakt planbar und hängt stark von der Farbe Eurer Seifenraspeln ab. Da es sich hierbei meistens um ein buntes Durcheinander handelt, wird es in den meisten Fällen wohl auf ein Endergebnis mit Überraschungseffekt hinauslaufen. 😊
Die Methode wird eher zur Herstellung einfarbiger Seifenblöcke empfohlen, was aber nicht bedeutet, dass Swirlen oder andere Farbspielereien absolut unmöglich sind. 😉

Auch der Duft der fertigen Seife wird durch den Duft der Seifenreste mitbeeinflusst.
Zur zusätzlichen Beduftung solltet Ihr auf jeden Fall ein extrem braves PÖ/ÄÖ wählen und bei der Wahl der Duft-Einsatzmenge das Gewicht der Seifenschnipsel unberücksichtigt lassen.

Die Ciaglia-Methode ist nicht anfängergeeignet, da der Leim durch die zusätzliche Masse extrem dick werden kann, aber trotzdem ausreichend emulgiert werden sollte, um die Fette/Öle der neu angesetzten Basis-Seife verseifungsfähig mit der Lauge zu verbinden und um eine homogene Mischung aus alter und neuer Seife zu erreichen.


Mein Basis-Rezept

  • 30% Olivenöl, 25% Distelöl ho, 10% Rizinusöl, 25% Kokosöl nativ und 10% Kakaobutter
  • ÜF: 12%
  • Wassermenge: 30% bezogen auf die GFM
  • Menge der Seifenraspeln: 40% bezogen auf die GFM
  • Duft: "Capri Olivo" von Natures Garden
  • Farbe: ein Hauch Titandioxid 
Natürlich eignet sich jedes andere Rezept genauso gut für dieses Verfahren.
 Ihr solltet allerdings immer die Masse der Seifenreste mitberücksichtigen, die den Leim sehr stark andicken lassen kann und deshalb auf zu viele zusätzlich andickende Zutaten verzichten.

Die Herstellung

Als erstes setzt Ihr wie gewohnt Eure Lauge an und lasst die festen Fette sanft schmelzen.

Bitte beachtet wie immer die Sicherheitsvorkehrungen im Umgang mit NaOH, Natronlauge und Seifenleim und denkt an Eure Schutzausrüstung. 😉


Die Seifenreste solltet Ihr zuvor kleingeraspelt und abgewogen haben.


Fabio empfiehlt, die Seifenraspeln zu der Mischung aus geschmolzenen Fetten und Ölen zu geben, ich habe sie jedoch (mit dem Hintergedanken, sie etwas aufzuweichen) einfach direkt zu den geschmolzenen festen Fetten im Topf gekippt und das Gemisch noch etwas auf dem Herd stehen lassen - nun ja, richtig viel gebracht hat das nicht 😅, haltet Euch deshalb am besten an Fabio´s Anweisungen. 😉


Nach einer Weile kamen die flüssigen Fette dazu...



...und nachdem ich die etwas eigenartige Suppe in mein Rührgefäß umgefüllt hatte, wurde püriert, was das Zeug hält.


Das Ziel ist es hierbei, die Seifenraspeln möglichst klein zu pürieren und eine homogene Mischung zu erreichen.
Das kann eine Weile dauern und einigen Püri-Einsatz erfordern, deshalb solltet Ihr zwischendurch kleinere Pausen einlegen, damit Euer treues Helferlein nicht überhitzt.

Irgendwann während dieses Vorgangs, am besten am Anfang, wenn die Pampe noch nicht allzu dick ist, werden Farbe und Duft hinzugefügt - ich muss zugeben, dass ich vor diesem Umstand den meisten Respekt hatte, da ich es gewohnt bin, den Duft erst ganz am Schluß von Hand unterzurühren.
Später habe ich dann aber eingesehen, dass die veränderte Reihenfolge bei dieser Methode durchaus Sinn macht. 😅


Die Mischung aus alter Seife und frischen Ölen/Fetten sollte eine Temperatur von mindestens 30 Grad haben, wenn die Lauge hinzugegeben wird.


Im nächsten Schritt wird die ebenfalls auf ca. 30-40 Grad abgekühlte Lauge wie gewohnt durch ein Sieb zu den pürierten Fetten/Ölen/Seifenraspeln gegeben.

Da die ganze Geschichte (vor allem mit 40% Seifenraspeln im Leim!) wie schon erwähnt ordentlich anziehen kann, empfiehlt Fabio an diesem Punkt, zum Zusammenrühren auf den Schneebesen umzusteigen, aber ich wollte ja nicht hören, habe stur den Püri hineingehalten und Hui! - ich kann Euch sagen!!! 😅🙈

(An dieser Stelle müssten eigentlich Fotos des Rührvorgangs stehen, aber ich war einfach zu hektisch zum Knipsen - ich hoffe, Ihr verzeiht 😅😀)

Der Leim wurde dermaßen dick, dass es an ein Wunder grenzt, dass ich ihn noch halbwegs glatt in die Form bringen konnte, aber ich wollte die Seife unbedingt ausreichend emulgiert wissen und habe gnadenlos weitergerührt, abwechselnd von Hand und mit voller Püri-Power.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde mir dann auch klar, warum der (brave) Duft bei dieser Methode ausnahmsweise besser vor dem Anrühren des SL zur Mischung gegeben werden sollte. 😉

Nun ja, trotz der ganzen Aufregung ist die Seife schließlich irgendwie in der Form gelandet...


...und konnte überraschend schnell und sogar ziemlich glatt ausgeformt und geschnitten werden.


Bis auf ein paar kleine Pünktchen und Luftbläschen ist sie optisch gar nicht mal so weit entfernt von den "normal" gesiedeten Seifen - außerdem ist sie richtig schön fest geworden und schäumt ganz toll. 😊

Mein Fazit

Wenn es auch zwischendurch etwas hektisch wurde, so war das Ausprobieren der Ciaglia-Methode für mich eine sehr spannende und vor allem praktische Angelegenheit.
Ich bin ohne schlechtes Gewissen jede Menge Seifenreste losgeworden und noch dazu sehr zufrieden mit der Beschaffenheit der neu entstandenen Seifen.


40% Seifenraspeln zu versenken war extrem (Fabio hat mir bestätigt, dass es sich um die absolute Maximal-Menge handelt!) und beim nächsten Mal würde ich zugunsten eines entspannteren Arbeitens wohl eher weniger nehmen, aber es funktioniert! 😁

Vielen herzlichen Dank an Fabio für die Idee und die schönen Seifen-Bilder 😍...


...und auch meiner lieben Seifenfreundin Chiara möchte ich einen lieben Gruß da lassen, die mich überhaupt erst auf diese Methode gebracht hat und außerdem mit ihren Seifen beweist, dass Swirlen mit der Ciaglia-Methode nicht unmöglich ist. 💕

Chiara´s erste Ciaglia-Seife mit 30% Seifenschnipseln. Wow!




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