Sanftes Salz



Letzte Woche habe ich mich bei dem superschwülen Wetter nicht zum Seifeln aufraffen können. 😅
Alleine schon der Gedanke an Schutzbrille und Handschuhe haben mich einen weiten Bogen um die Küche machen lassen, aber seit zwei Tagen ist es draußen zum Glück etwas aufgefrischt und ich bin aus meiner Lethargie erwacht und möchte Euch von einem Salzseifen-Experiment erzählen, das ich vor zwei Wochen gestartet habe. 😊


Salzseife ist ein Thema, das mich irgendwie nicht loslässt.
Ich vertrage diese Seifen außerordentlich gut, auch bzw. gerade für die Gesichtsreinigung, und liebe das weiche Hautgefühl, das sie hinterlassen, sehr. 💕

Einziger Wermutstropfen: die eher spärliche Schaumbildung der massiven, schweren Seifenstücke.
Das enthaltene Salz erschwert das Schäumen erheblich, aber mit einem entsprechend abgestimmten Rezept und nach einer ausreichend langen Reifezeit lassen sich Salzseifen dann meistens doch noch etwas feinporigen Schaum entlocken - manche ein bisschen mehr, andere weniger. 😜

Ich bin seit einiger Zeit auf der Suche nach dem für mich perfekten Salzseifen-Rezept
- mit dem Ziel, weder Unmengen von Schaumfetten noch tierische Fette wie beispielsweise Rindertalg oder Ziegenfett zu verwenden, die die Schaumbildung einer Salzseife anscheinend zusätzlich recht gut unterstützen können.

Allgemeine Schlußfolgerungen zu meinen letzten Salzseifen kann und will ich noch nicht ziehen, da sie ruhig noch etwas länger reifen dürfen (die bisher besten Schaumergebnisse bei einer Salzseife hatte ich nach einem Jahr Reifezeit), aber im Allgemeinen kann wohl gesagt werden, dass sich z.B. Milch, Lanolin (Wollwachs, anhydrit) und ganz bestimmt auch Mischverseifungen mit einem nicht unerheblichen KOH-Anteil in Salzseifen positiv auf die Schaumbildung auswirken können.


Für mein neuestes salziges Seifchen bin ich für mich bisher unbekannte Wege gegangen und so ist diese Seife meine erste reine KOH-Verseifung geworden.
Zusätzlich wurde die Lauge mit Apfelessig angerührt - eine weitere Premiere für mich, denn bisher hatte ich Essig nur als spätere Zugabe zum Seifenleim eingesetzt.

An dieser Stelle sollte ich wohl vorsichtshalber erwähnen, dass die hier beschriebene Herstellungsweise absolut nicht anfängertauglich ist, denn das Zusammentreffen von KOH (alternativ NaOH) und Essig, bzw. der im Essig enthaltenen Säure, ist nicht ganz ohne.
Die Lauge habe ich vorsichtshalber im Spülbecken angerührt und ich kann Euch sagen, das hat ganz schön gezischt und gebrodelt. Für einen kurzen Moment dachte ich, draußen startet eine Dampflok oder ein UFO oder ähnliches. 😅
Ob es am KOH lag oder daran, dass ich die Lauge zwar vorsichtig, aber in bewährter HTCP-Manier doch einigermaßen zügig angerührt habe, kann ich nicht sagen, könnte mir aber vorstellen, dass man die ziemlich heftige Reaktion durch noch bedächtigeres und langsameres Einrühren ein bisschen abmildern kann.
Wesentlich heißer als beim HTCP-üblichen zügigen Anrühren mit ungekühltem Wasser ist die Lauge übrigens nicht geworden.
Die Temperatur lag ungefähr bei 75 Grad, als ich sie verarbeitet habe.
Nebenbei bemerkt war der Geruch der Lauge echt nicht von dieser Welt 😷😅...
- ein Grund mehr, gebührenden Abstand zu dem Gebräu zu halten. 😜

Die im Essig enthaltene Säure neutralisiert einen Teil des KOH und führt damit zu einer höheren Überfettung der Seife.
Bei meinen bisherigen Essig-Seifen habe ich diesen Umstand unberücksichtigt gelassen, ihn diesmal jedoch in Kathrin's Seifenrechner mitberechnet und den KOH-Verlust entsprechend ausgeglichen, da diese Seife ja nun doch deutlich mehr Essig enthält als ihre Essig-Vorgänger. 😇

Ein weiterer Punkt, der mich dazu veranlasst, Anfängern vom Nachsieden dieser Seife abzuraten, ist das Verhalten des KOH beim Anrühren des Seifenleims.
KOH verseift unwilliger als NaOH, was dazu führen kann, dass sich der Leim wieder trennt.
Mein Seifenleim ist ewig flüssig geblieben und ich habe ziemlich lange mit dem Püri gerührt, um sicherzugehen, dass alles gleichmäßig emulgiert und zusammenhält.
Es hat wunderbar funktioniert und ich konnte am Schluss ganz gemütlich und in kleineren Portionen das Salz einrühren, ohne dass die Masse zu fest oder pampig wurde, wie ich das von der ein oder anderen Salzseife nach Zugabe des Salzes kenne. 😉
Ich habe außerdem den Eindruck gewonnen, dass das Salz sich durch das langsamere Einrühren besser mit dem Leim verbindet, was mit ein Grund für die unglaublich glatte Haptik der Seife sein könnte, aber das ist momentan reine Spekulation meinerseits und funktioniert auch nur mit einigermaßen fließfähigem Leim, der aber wiederum nich zuuuu flüssig sein darf, damit das Salz nicht zu Boden sinkt. 

Leichte Bedenken, dass die Seife durch das KOH evtl. zu weich werden könnte, habe ich kurzerhand verdrängt und es drauf ankommen lassen. Salzseifen werden naturgemäß extrem hart, deshalb war die Chance hoch, dass das auch hier der Fall sein würde und wie erhofft ist das gute Stück fest wie Marmor geworden. 😊

Auf die Idee, es mal mit einer reinen KOH-Verseifung zu versuchen, brachte mich Tina, die vor einiger Zeit auf ihrem Blog eine hammermäßig schäumende KOH-verseifte Rasierseife vorgestellt hat. Danke, liebe Tina, für die Inspiration! 💕


Kommen wir zu den inneren Werten meines sanften Salz-Schätzchens:

 20% Distelöl ho, 15% Rizinusöl, 10% Traubenkernöl, 40% Kokosöl nativ, 10% Sheabutter und 5% Lanolin (Wollwachs, anhydrit)
ÜF/LU: 18%
Flüssigkeitsmenge: 30% bezogen auf die GFM (Apfelessig als Laugenflüssigkeit)
Zusätze auf 300g GFM: 300g feines Meersalz
Merkmale/Herstellungsart: KOH-Verseifung, HTCP


Farblich hatte die frisch angerührte und eingeformte Seife mit dem späteren Ergebnis erstmal recht wenig gemeinsam 😂 - das wird wohl am Essig gelegen haben.


Beim Ausformen war das Seifchen zartrosa, ist in den darauffolgenden Tagen aber immer heller geworden und ich glaube, es ist wohl das glatteste und zarteste Stück Seife, was ich jemals in der Hand gehalten habe. 😍
 
Alleine schon für diese Oberfläche hat sich die Aufregung gelohnt, auch wenn sie den ersten Schaumtest noch nicht durchlaufen hat. Sie bekommt eine ausgiebige Reifezeit und gegebenfalls werde ich das Rezept in der ein oder anderen Variation wiederholen.
Für den ersten Versuch mit KOH und Essig bin ich schonmal sehr zufrieden und happy, dass überhaupt alles glatt gegangen ist.
"Glatt" im wahrsten Sinne des Wortes! 😉




Nachtrag vom 22.7.2018:
Sechs Wochen und einen ersten Anwaschversuch später kann ich leider nicht die erhoffte Schaumkraft der Seife vermelden. Ein bisschen mickrigen Schaum entwickelt sie zwar und fühlt sich nach wie vor toll an, aber ein bisschen mehr Schaumpower hätte ich mir schon gewünscht. 😢
Da Salzseifen eine lange Reifezeit brauchen, werde ich weiter abwarten, glaube aber nicht, dass sich noch wirklich viel verändern wird.
Naja, einen Versuch war´s wert und ich bleibe dran am Thema Salzseife. 😉




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