Kleiner Seifen-Crashkurs: Zusätze



Die Fülle an Zusätzen, die wir in unseren selbstgesiedeten Seiflein unterbringen können, ist zwar verlockend, kann aber auf so manchen Seifen-Frischling zunächst ein bisschen unüberschaubar und einschüchternd wirken - die Frage, wieviel wovon, warum und wie überhaupt bestimmte Zusätze in die Seife kommen, löst oftmals einiges Kopfzerbrechen aus, denn man möchte ja beim sowieso schon so "spannenden" Sieden nichts falsch machen und natürlich möglichst optimale Ergebnisse erreichen. 😉

Einige der gängigen in Seifen verwendeten Zusätze habe ich im letzten Kapitel meines "Kleinen Seifen-Crashkurses" bereits ausführlich behandelt, möchte Euch aber in diesem Beitrag eine schnelle Gesamt-Übersicht über Zusätze, deren Einsatzmenge und Verarbeitung geben.
Die Einsatzmengen sind wie immer grobe Richtwerte, die Abweichungen keinesfalls ausschließen und auch bei der Verarbeitung gibt es in der Seifensiederwelt unterschiedliche Vorgehensweisen.
Um das zu verinnerlichen, habe ich anfangs wirklich peinlich lange gebraucht... 😅🙈 - ich gehe gerne auf Nummer sicher und möchte alles ganz genau wissen, weshalb mich die diversen Angaben zur Verarbeitung verschiedener Seifenzutaten eine Zeitlang fast in den Wahnsinn getrieben haben. 😂🙉😂

Im Grunde geht es eigentlich immer nur darum, Zusätze möglichst homogen, klümpchenfrei und schonend in der Seife unterzubringen - irgendwann hatte ich es dann auch kapiert. 😜

Wie das zum Beispiel aussehen kann, will ich Euch anhand der folgenden "Gruppen" ein bisschen näherbringen.
Wie immer werdet Ihr durch Klicken auf die farbig unterlegten Wörter auf die ausführlichere Erklärung bestimmter Themen weitergeleitet. 😉 


Flüssige Zusätze

z.B. Tee, Sud, Kaffee, Milch, Hydrolat, Saft (ohne Zuckerzusatz), Gurkenwasser, Essig usw.

Verarbeitung:

Flüssigkeiten können gut gekühlt als Laugenflüssigkeit verwendet werden.
Milch solltet Ihr nur im größtenteils gefrorenen Zustand zum Anrühren der Lauge verwenden.
Beim Anrühren der Lauge mit alternativen Flüssigkeiten können unangenehme Gerüche und sagen wir mal "interessante" Farbnuancen entstehen, die in den meisten Fällen in der fertigen (ausgereiften) Seife nicht mehr wahrnehmbar sind.

Zur schonenderen Verarbeitung können alle flüssigen Zusätze auch erst später (bei Zimmertemperatur) in den leicht angerührten Seifenleim einpüriert werden.
In diesem Falle muss die Wassermenge zum Anrühren der Lauge im Vorfeld um das Gewicht der zusätzlichen Flüssigkeit reduziert werden, damit insgesamt nicht zuviel Flüssigkeit in der Seife landet.
Das Verhältnis 1:1 (NaOH:Wasser zum Anrühren der Lauge) darf hierbei niemals unterschritten werden, es empfiehlt sich, sicherheitshalber lieber ein Verhältnis von mindestens 1:1,1 (NaOH:Wasser) zu wählen.

Zu beachten: 

Milchseifen sollten nicht isoliert und gut gekühlt werden, da Milchprodukte die Seife aufheizen und sie in diesem Fall verfärben und außerdem einen unangenehmen Geruch verursachen können, wenn die Seife zu warm geworden ist.

Beim Anrühren der Lauge mit Essig ist aufgrund der enthaltenen Säure Vorsicht geboten.
Der Essig (bzw. die Menge der Essigsäure) sollte außerdem im Seifenrechner mitberechnet werden.

 

Flüssigkeitshaltige Zusätze

z.B. Obst und Gemüse (zuvor pürierte Banane, Avocado, Gurke, Möhren-Brei, Aloe Vera-Fruchtfleisch etc.), Naturmoor, Schlamm aus dem Toten Meer, Joghurt, Quark (siehe Milchprodukte in Seifen) usw.

Verarbeitung:

Diese Zusätze werden in den angerührten Seifenleim einpüriert und auch hier wird zuvor das Wasser für die Lauge um das Gewicht des Zusatzes reduziert, ohne die oben erwähnte 1:1-Grenze zu unterschreiten.

Zu beachten:

Früchte sollen die Cremigkeit des Schaums unterstützen, können die Seife aber aufgrund ihres Fruchtzuckergehaltes stark aufheizen (das gilt auch für Avocado, wie ich aus eigener, leidvoller Erfahrung weiß 🙈). Deshalb sollten Seifen, die diese Zutaten enthalten, während des Verseifungsprozesses nicht isoliert, optimalerweise gekühlt und gut im Auge behalten werden.

Naturmoor, Schlamm o.ä. können die Seife mehr oder weniger stark ausbluten lassen, d.h. für grau-schwarzen Schaum sorgen oder gräulich ins Waschbecken tropfen.



Pulvrige Zusätze

Verarbeitung:

Einige Seifensieder arbeiten diese Zusätze direkt in den Seifenleim ein, während viele sie vor Hinzugabe der Lauge gründlich in die flüssigen Öle einpürieren, um eine Klümpchenbildung zu vermeiden.
Bei kleineren Mengen kann der Zusatz auch in einem Schluck Öl oder etwas Wasser glattgerührt und in dieser Form zum Seifenleim gegeben werden. 
Wenn Ihr Wasser zum Anrühren verwendet und dafür mehr als nur ein Schlückchen braucht, solltet Ihr die Flüssigkeitsmenge zum Anrühren der Lauge (natürlich VOR Hinzugabe des NaOH 😉) entsprechend reduzieren, damit Ihr am Ende nicht zuviel Flüssigkeit in der Seife habt.

Zusätze:

Stärke (für cremigen Schaum): 
1-2 EL auf 1000g GFM

Milchpulver (siehe Milchprodukte in Seifen):
bis 10% bezogen auf die GFM

Aktivkohle (färbt die Seife grau-schwarz, stark saugende Eigenschaften): 
ca. 1TL auf 500g GFM (kann die Seife mehr oder weniger stark ausbluten lassen)

Tonerden (Farbe, Haptik): 
Dosierung je nach gewünschter Farbintensität, ca. 1TL-1EL auf 500g GFM

Roggenmehl (waschaktive Substanzen, Schaumbildung, beliebt in Haarseifen): 
bis 10% bezogen auf die GFM

Ghassoul (Lavaerde, waschaktiv, beliebt in Haarseifen):
bis 10% bezogen auf die GFM

Heilerde/Heilkreide: 
ca. 10% bezogen auf die GFM

Kaolin (Haptik, beliebt in Rasierseifen, da es die Gleitfähigkeit der Rasierklinge verbessert): 
bis 10% bezogen auf die GFM  

Farben:

Auch wenn Farben (z.B. Perlglanzpigmente/Mica) nicht im klassischen Sinne zu den Zusätzen gehören, so kommen sie meist auch in Pulverform daher und lassen sich homogener im Seifenleim verteilen, wenn sie zuvor in etwas Öl oder Wasser dispergiert werden.
Beim Anrühren solltet Ihr die Angaben des Herstellers zur Öl- oder Wasserlöslichkeit des Produktes berücksichtigen.
Empfehlungen zur Dosierung der Farbpulver findet Ihr in den meisten Fällen ebenfalls auf den Seiten des Anbieters.

Die Auflistung von Naturfarben in Pulverform würde in dieser Liste den Rahmen sprengen, näheres zu diesem Thema könnt Ihr aber hier nachlesen. 😉



Kristalline Zusätze (wasserlöslich)

Verarbeitung:

Die in diesem Abschnitt aufgelisteten Zusätze werden vor Hinzugabe des NaOH vollständig im für die Lauge abgewogenen Wasser gelöst.

Zusätze:

Salz (unterstützt die Härte der Seife, feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften):
Dosierung variiert von 2TL auf 500g GFM bis hin zu deutlich mehr Salz (= Soleseife)  

Zucker (unterstützt die Schaumbildung und die Fließfähigkeit des Seifenleims):
bis 4TL auf 500g GFM

Zitronensäure (entkalkende Eigenschaften bei hartem Wasser, beliebt in Haarseifen):
2-5% bezogen auf die GFM (im Seifenrechner mitberechnen)

Zu beachten:

Bei der Herstellung einer sogenannten Salzseife wird das Salz anders als in diesem Abschnitt beschrieben direkt in den angerührten Seifenleim eingearbeitet (genauere Informationen dazu findet Ihr in diesem Beitrag).
Salz aus dem Toten Meer oder auch Epsomsalz/Bittersalz sind nicht geeignet.
Enthält die Seife sehr viel Salz, lässt sie sich unter Umständen schwerer schneiden oder bröckelt/bricht beim Schneiden. In diesem Fall empfiehlt es sich, Einzelformen zu verwenden.

Zucker kann die Seife in der Form aufheizen, behaltet sie also gut im Auge.😎
Nicht alle Sieder sind von den schaumfördernden Eigenschaften des Zuckers überzeugt, ich persönlich finde aber schon, dass man einen Unterschied merkt. 
Hier gilt also (wie so oft beim Seifensieden 😉), sich durch Ausprobieren seine eigene Meinung zu bilden. 

Beim Anrühren der Lauge mit Zitronensäure solltet Ihr ganz besonders vorsichtig sein, da das Aufeinandertreffen von Säure und NaOH mitunter heftige Reaktionen auslösen kann.



Haarige Zusätze

z.B. Tussah-Seide, Heilwolle, Alpakawolle, Tierhaare
  

Wirkung:

Das in vielen Haarsorten enthaltene Keratin soll die Schaumbildung und Pflegewirkung der Seife fördern. Diese Zusätze werden besonders gerne in Haarseifen eingesetzt, machen sich aber auch in jeder anderen Seife gut. Die Haptik der Seifen ist meist sehr angenehm.

Dosierung und Verarbeitung:

1-2g Seide/Wolle/Haare auf 500g GFM.

Die Seidenstränge oder Haare werden sehr kleingeschnitten und eine Weile im für die Lauge abgewogenen Wasser eingeweicht. 
Damit die Fasern sich komplett lösen können, sollte die Lauge möglichst heiß werden und aus diesem Grund wird das NaOH ausnahmsweise zügig (aber natürlich trotzdem vorsichtig 😉) zum Wasser gegeben. Die Lauge wird dann sehr gründlich gerührt.

Zu beachten:

Verwendet werden ungefärbte und unbehandelte Rohstoffe.

Die abgekühlte Lauge solltet Ihr auf jeden Fall durch ein Sieb zu den Fetten/Ölen geben.

Mehr zu diesem Thema findet Ihr hier. 😊



Pflanzen

Verarbeitung:

Frische oder getrocknete Pflanzenteile können zu Tee oder Sud verarbeitet als Laugenflüssigkeit, flüssiger Zusatz zum Seifenleim (siehe oben) oder als Mazerat (= Ölauszug) in einem oder mehreren der für die Seife eingeplanten Öle in der Seife untergebracht werden. 

Eine weitere Möglichkeit zur Verarbeitung bestimmter Pflanzen kann sein, sie vor Hinzugabe der Lauge in den flüssigen Ölen sehr fein zu pürieren (z.B. frische Kapuzinerkresse-Blätter oder Löwenzahnblütenblätter - ca. 1 Handvoll auf 500g GFM). 

Zu beachten:

Der Duft der Pflanzen bleibt in der Seife meistens nicht erhalten.

Ob und in welchem Maße die guten Pflanzenwirkstoffe die agressive Lauge und den Verseifungsprozess überstehen und in der fertigen Seife erhalten bleiben, wird wohl auf ewig ein Mysterium bleiben und ist unter den Seifensiedern eine Glaubensfrage. 😉

Die durch Pflanzen erzielte Färbung verblasst mit der Zeit mehr oder weniger stark, deshalb empfiehlt sich eine lichtgeschützte Lagerung der Seifen.

Da nicht alle Pflanzenfarben laugenstabil sind, werden viele Blüten und Blätter in der Seife braun und eignen sich somit nicht zum Färben der Seife. 
Mehr Informationen hierzu findet Ihr im Beitrag "Naturfarben".



Harze

z.B. Weihrauch, Fichtenharz, Lärchenharz, Kiefernharz usw.

Wirkung:

Harze strotzen vor heilsamen Inhaltsstoffen und sollen die Schaumkraft der Seife fördern.
Je nach Dosierung kann sich auch der Duft in der Seife halten.

Dosierung und Verarbeitung:

Bis zu 10% Harz bezogen auf die GFM.

Das gereinigte, möglichst fein gemörserte Harz in einem der für die Seife geplanten, stabilen Öl über mehrere Stunden (falls nötig Tage 😜) warm ausziehen/lösen und danach filtern oder sieben.
Das Harz-Öl zum Schluss gründlich und schnell in den angerührten Seifenleim einrühren.

Manche Seifensieder erhöhen die Wassermenge zum Anrühren der Lauge, wenn sie mit Harz arbeiten.

Zu beachten:

Harz kann den Seifenleim massiv andicken lassen und stark aufheizen, deshalb eignen sich diese Seifen nicht für Anfänger.

Nicht alle Harze sind öllöslich. 
Bitte informiert Euch vor der Verarbeitung über die Eigenschaften und Löslichkeit des Harzes. 
    


Nüsse, Samen und Co.

z.B. Haselnüsse, Mandeln, Mohnsamen, Hanfsamen, Hafer, Reis usw.

Verarbeitung: 

Diese Zutaten (und viele mehr) lassen sich wunderbar zu Pflanzenmilch verarbeiten (zur Herstellung geht's hier entlang 😉) und über die Laugenflüssigkeit oder als flüssiger Zusatz (siehe oben) in die Seife bringen. 

Zu beachten:

Einige Pflanzenmilchsorten (z.B. Reismilch) können die Lauge ziemlich dickflüssig oder auch "grisselig" (Mandelmilch 🙈) werden lassen, wenn sie als Laugenflüssigkeit verwendet werden. 
Ich persönlich bevorzuge unter anderem aus diesem Grund die spätere Zugabe dieser flüssigen Zusätze zum Seifenleim (immer unter Berücksichtigung der 1:1-Regel 😎).



Peeling-Zusätze

z.B. Mohnsamen, Jojoba-Beads, Kaffeepulver, Mandelkern-Olivenstein-Granulat, Meersand, Kräuter usw.

Dosierung und Verarbeitung:

1-2TL auf 500g GFM

Diese Zusätze werden gründlich in den emulgierten Seifenleim eingerührt. 

Zu beachten:

Den starken Schrubbel-Effekt dieser Zusätze solltet Ihr nicht unterschätzen und deshalb bei der Dosierung möglichst sparsam vorgehen.
Kräuter hackt oder mahlt Ihr am besten ganz fein, damit sie in der Seife nicht zu scharfkantig werden. 👸



Spezielle Zusätze

Honig: maximal 25% bezogen auf die GFM (empfohlen: 10%). 
Heizt die Seife stark auf und eignet sich deshalb nicht für Anfänger. 
Mehr über Eigenschaften und Verarbeitung des Honigs könnt Ihr hier nachlesen.   

Natriumlaktat: 1-2% bezogen auf die GFM.
Sorgt für schnelleres Aushärten der Seife. 
Mehr zur Verarbeitung findet Ihr hier

Milchsäure: ca. 1-3% bezogen auf die GFM.
Wird über die Laugenflüssigkeit verarbeitet und reagiert zusammen mit dem NaOH zu Natriumlaktat (siehe oben). Milchsäure muss im Seifenrechner mitberechnet werden.
Wie bei allen säurehaltigen Zusätzen ist auch hier große Vorsicht beim Anrühren der Lauge geboten!

Menthol: maximal 5% bezogen auf die GFM. 
Kühlender Effekt in der Seife.
Mentholkristalle vollständig in den warmen, geschmolzenen Fetten/Ölen auflösen und diese wie gewohnt weiterverarbeiten.

Alkohol (z.B.: Bier): als Laugenflüssigkeit oder flüssiger Zusatz zum Seifenleim (siehe oben).
Beliebt in Haarseifen.
Abgestandenes Bier ohne Kohlensäure verwenden und im Vorfeld den Alkohol komplett herauskochen (Alkohol lässt den Seifenleim massiv andicken).
Die Menge des Bieres verringert sich bei diesem Vorgang durch das Verdampfen, deshalb solltet Ihr eine großzügigere Menge ansetzen.
Das so vorbereitete Bier wird dann eiskalt oder halb gefroren und sehr vorsichtig in einem hohen Gefäß zum Anrühren der Lauge verwendet (kann hochschäumen).

Stearin/Stearinsäure: 2-3% der GFM (maximal 5%).
Unterstützt die Schaumstabilität und sorgt für glatte, feste Seifen. Beliebt in Rasierseifen.
Wird als Teil der Gesamtfettmenge im Seifenrechner mitberechnet und mit den festen Fetten geschmolzen. Kann den Seifenleim stark andicken lassen.
Alternativ enthalten z.B. Sheabutter, Cupuacubutter, Kakaobutter und Mangobutter einen recht hohen Anteil an Stearinsäure.



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